LAG-Statement zum Krieg in der Ukraine

Liebe Mitglieder der LAG,
liebe Kolleginnen* und Kollegen*,

Es ist wieder Krieg in Europa.
Und dies wohl aus machtpolitischen und narzisstischen Gründen.

Wieso wird Freiheit so brutal und übergriffig bekämpft?

Unsere Perspektiven und Gedanken dazu:

Es zeigt sich der Wahnsinn hegemonialer toxischer Männlichkeit.

Wir sind entsetzt und beschämt. Wir stellen uns gegen diesen Krieg und gegen Krieg und menschenverachtendes Verhalten in jedweder Form.

Leidtragende sind alle Menschen der Zivilbevölkerung. Die unbeteiligten Frauen, Männer und Kinder, die sich nun in Schutz bringen müssen, sich selbst, ihre Familien, ihr Hab und Gut, die ihre Stadt, ihr Land verlassen oder es beschützen und verteidigen müssen. Sie leben in Angst, Schrecken und Trauer. Familien flüchten und werden dabei getrennt. Männer in der Ukraine zwischen 18 und 60 Jahren werden zwangsrekrutiert. Väter werden von ihren Familien, Frauen und Kindern getrennt und müssen „stark sein“, kämpfen und töten.

Auch auf russischer Seite verlieren Männer ihr Leben, Mütter und Väter ihre Söhne, Frauen ihre Männer, Kinder ihre Väter.

Was passiert mit Gleichberechtigung und Geschlechterrollen, wenn Krieg ist?

Im Krieg spielt die Darstellung von Männlichkeit immer eine Rolle. Wir sehen eine autoritäre, militärische und diktatorische Männlichkeit, aber auch vielfältige, moderne Männlichkeit, wie z.B. Tröster und Beschützer.

Die Männer in der Ukraine haben nicht darauf gewartet, militärische, hypermaskuline Rollen einzunehmen und ihr Leben zu riskieren.

Die Frauen, die sich gezwungenermaßen auf die Flucht begeben in eine ungewisse Zukunft, die Verantwortung für ihre Kinder, ihre Alten übernehmen, müssen unglaublich mutig und selbständig sein. Und es bleiben auch viele im Land, um zur Verteidigung beizutragen.

Neben all dem aktuellen schrecklichen Leid durch Tod und Zerstörung für so viele Menschen, sind wir aber auch jetzt schon extrem besorgt über die Zeit danach. Die echten Verwerfungen entstehen nach den Erfahrungen der letzten Kriege in der Nachkriegszeit. Die Rückkehr der militarisierten Männer* ins Zivilleben – sofern sie überhaupt aus dem Krieg zurückkommen – die Rückkehr der Frauen und Kinder aus dem Exil. Wie haben sie alle die Zeit erlebt, wie verarbeitet, wie finden sie sich zusammen? Haben wir wieder viele vaterlose Familien, traumatisierte und sprachunfähige Männer*? Wie kann man das alles – wenn überhaupt möglich – gut verarbeiten?

Ein schwieriger Prozess, der mit Gewissheit großer Aufmerksamkeit und Unterstützung bedarf.
Das alles ist eine unvorstellbare und für uns nicht wirklich nachvollziehbare Situation.

Seit mittlerweile drei langen Wochen dauert dieser Krieg schon und es ist derzeit leider kein Ende dieses Schreckens mit all dem damit verbundenen Leid abzusehen.

Wir fordern einen sofortigen Stopp dieses Krieges. Freiheit, Selbstbestimmtheit und Frieden für alle Menschen und für die Ukraine als souveränen Staat.